Stefan Zöllner


DARKROOM

Installation für eine Toilette
2004


Man öffnet eine Tür und steht vor einem schwarzen, dicken Stoffvorhang.
Tritt man ein und schließt die Tür hinter sich, befindet man sich in einem kleinen Kabinett.
Vor einem steht ein Stuhl.
Hinter dem Stuhl, auf der linken Seite, stehen zwei lange, schmale Spiegel.
Vor dem Stuhl, auf der rechten Seite, befindet sich eine Tischplatte.











Man hat keine Bewegungsmöglichkeiten, man kann sich nur setzen.
Tut man das, blickt man auf ein Sammelsurium von merkwürdigen Gegenständen.
Der Raum ist spärlich, aber präzise ausgeleuchtet.
Ein starker, narkotisierender Duft erfüllt die abgestandene Luft.











Der Raum ist vollständig durch schweren, schwarzen Mollton abgehängt und fast schalltot,
wenn man von einem gelegentlichen, desperaten Klappern einer Ventilation absieht.
Diese ist die einzige Verbindung nach draußen.











Es gibt nichts zu tun, also schaut man sich die Dinge auf der Tischplatte an.
Anscheinend sind alle Gegenstände schwarz, transparent oder goldfarben.
Der Drang die Dinge anzufassen, sie zu begreifen, wird unwiderstehlich.
Da man in dem Räumchen ganz alleine zu sein scheint, gibt man diesem Drang nach.
Nach und nach wird so das Inventar des Darkrooms neu geordnet ...











Was könnte ich mit diesen Gegenständen tun?
Handelt es sich um Geräte?
Werkzeuge?
Fetische?
Eine nähere Analyse und Aufzählung der Elemente macht nachdenklich.











Eine Linse vergrößert den Kopf eines Püppchens, das gleichzeitig eine Trillerpfeife ist
In einem goldenen Netz befindet sich ein Teil eines Unterkiefers
Ein schwarzer Waschlappen, darauf liegen eine goldene Kohlensäurepatrone,
eine kleine Haschischpfeife aus Ebenholz, eine schwarzgoldene Sonnenbrille, eine Zahnkrone aus Gold
Ein sonderbares Handy, das mit einen Zierkürbis verwachsen ist













Ein schwerer, goldfarbener Gegenstand mit 2 Griffen und gefährlichen Haken
Ein Werkzeug, das etwa die Ausmaße einer Kalaschnikow hat,
aber doch so etwas wie eine Protése zu sein scheint
Zwei Gläschen mit getrockneten Pilzchen
Ein Gläschen mit einer großen, schwarzen Spinne






Ein Gläschen mit einer undefinierbaren, halbtransparenten, zähen Masse darin
Drei Fläschen mit dubiosen Flüssigkeiten und Pillen darin (Gifte, Drogen, Laudanum?)
Eine schwarze, flache Schale, auf der ein kreisrundes,
strahlenförmiges Geflecht mit einer dicken Glaslinse konzentrisch angeordnet ist,
darauf liegen zwei größenverstellbare goldene Metallstäbchen,
eins davon trägt eine einfache Apparatur mit Linsensystem











Ein Roulettekreisel, dessen rote Zahlen schwarz übermalt sind, außer der Zahl 7 und der Null
Eine zylindrische, pelzige Form mit Reißverschluß
Eine große Doppellinse mit überdimensionalem Griff (Posaune?) und einer Art Klingel oder Klangschale darauf
Ein Gummigefäß, das sich nach unten verjüngt.
Darin befinden sich schwarze verwitterte Lederreste (von Schuhen) die an den Spitzen vergoldet sind
Ein Laborkolben auf einem goldenen Sockel










Ein Gerätegriff mit einem anmontierten Türspion
Ein Fotoobjektiv mit einem schweren goldfarbenen Knauf daran, um das sich eine Haarspange krallt
Eine Art Bombe, mit einem Schlauch und einem Haken und einer Gummitülle daran
Ein Schaltknopf (wenn man in drückt erklingt eine düstere, monotone Musik)
Eine weitere Haschpfeife aus Glas











Wir können es nur ahnen:
Hier muss ein Voodoopriester Verbindung zu jenseitigen Mächten aufnehmen
(durch die Ventilationsklappe?).
Oder es handelt sich um einen religiöser Schwärmer aus dem tiefsten Afghanistan,
der von hier aus gegen die gottlose Kapitalistenwelt operiert
(ohne die Macht der Petrodollars im Rücken?).
Ein Okkultist, ein Astrologe, ein Terrorist, ein perverser Onkel?
Wir wissen es nicht. Aber wir fühlen uns gut hier.









(dieses Foto: Frank Peinemann, alle anderen Fotos des Darkroom: Stefan Zöllner)